News Mittelstand-Digital Zentrum Ruhr-OWL
Nachhaltige Geschäftsmodelle
Zentrumsleiterin Anke Ebrecht über Herausforderungen und Hilfen bei der Transformation
Die Reduktion von CO2 in der Produktion, knapper werdende Ressourcen, fehlende Fachkräfte: Angesichts aktueller Anforderungen sind Unternehmen gefordert, ihre Strategien und Geschäftsmodelle nachhaltiger zu gestalten, um sich zukunftssicher aufzustellen. Auch für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ist es zunehmend entscheidend, digitaler, innovativer, nachhaltiger und resilienter zu werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wie die Entwicklung und Umsetzung nachhaltiger Strategien und Geschäftsmodelle gelingen kann und welche Unterstützung das Mittelstand-Digital Zentrum Ruhr-OWL dabei bietet, erklärt Zentrumsleiterin Anke Ebrecht im Interview.
Welche Rolle spielen nachhaltige Geschäftsmodelle für und in KMU?
Anke Ebrecht: Die Entwicklung von nachhaltigen Strategien und Geschäftsmodellen ist auch für kleine und mittlere Unternehmen zunehmend von zentraler Bedeutung. Das ergibt sich zum Beispiel schon durch neue Vorgaben, die unter anderem im Lieferkettengesetz festgelegt sind. Und selbst wenn dieses in erster Linie für Betriebe mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden gilt, hat es auch Auswirkungen auf kleine Unternehmen: Nämlich immer dann, wenn Kunden und Zulieferer der KMU ihre Wertschöpfungs- und Lieferketten aufzeigen und nachweisen müssen. Von diesem Moment an sind auch KMU in der „Bringschuld“.
Hinzu kommt die gesellschaftliche Erwartungshaltung: Immer mehr Menschen und damit auch mögliche Mitarbeitende legen Wert auf nachhaltige Produkte, Strukturen und Unternehmensprozesse. Wer in Zeiten vom Fachkräftemangel neue Mitarbeiter*innen für sich gewinnen will, muss aktiv werden. Diese Notwendigkeit ist vielen KMU bewusst – aber der Weg zu nachhaltigen Geschäftsmodellen ist für viele eine enorme Herausforderung.
Worin sind diese Herausforderungen in erster Linie begründet?
Anke Ebrecht: Wenn wir über Nachhaltigkeit sprechen, ist es wichtig, darunter einen Dreiklang aus ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten zu sehen. Das bedeutet, dass verschiedene Unternehmensbereiche miteinbezogen werden müssen, wenn zum Beispiel von der CO2-armen Produktion, effizienten Arbeitsprozessen oder sozialen Aspekten wie Gleichberechtigung am Arbeitsplatz die Rede ist. Die Entwicklung nachhaltiger Strategien und Geschäftsmodelle bezieht sich auf das gesamte Unternehmen – und das allein ist schon eine Herausforderung. Hinzu kommt, dass gerade kleinen und mittleren Unternehmen häufig die Ressourcen und die Expertise fehlen, um diese Transformation ins Rollen zu bringen und letztendlich auch umzusetzen.
Wie sollten KMU diese Transformation am besten beginnen?
Anke Ebrecht: Wichtig ist, nicht alles auf einmal anzugehen – und dann nichts wirklich umzusetzen. Von großer Bedeutung ist die Strategie: Wie bei der digitalen Transformation muss auch hier klar sein, welche Ziele das Unternehmen verfolgt: Was ist ihm in Sachen Nachhaltigkeit wichtig? Was soll erreicht und optimiert werden? Was wünschen Kund*innen, was die Mitarbeitenden? Gerade die
Menschen, die im und für das Unternehmen arbeiten, sollten so früh wie möglich miteinbezogen und motiviert werden, die Prozesse zu unterstützen und zu gestalten. Nur dann kann diese Transformation hin zu einem nachhaltigeren Unternehmen auch gelingen. Einen ersten Überblick und neue Impulse gibt zum Beispiel auch der Technologie- und Trendradar zum Thema Nachhaltigkeit, den das Mittelstand-Digital Zentrum Ruhr-OWL publiziert hat und der kostenlos auf unserer Website heruntergeladen werden kann.
Mit welchen Maßnahmen unterstützt das Mittelstand-Digital Zentrum Ruhr-OWL KMU auf diesem Weg?
Anke Ebrecht: Da gibt es unterschiedliche Möglichkeiten und Wege. Je nachdem, wo das Unternehmen steht, erarbeiten wir zum Beispiel in Workshops gemeinsam die ersten zentralen Schritte. Wir schauen uns die Ausgangssituation und die Vision des Unternehmens genau an und unterstützen auch bei der Strategieentwicklung. Gibt es bereits eine Strategie, helfen wir dabei, Potenziale zu identifizieren, die notwendigen Maßnahmen festzulegen, mögliche hilfreiche Technologien aufzuzeigen und eine Roadmap für die Umsetzung zu entwickeln. In Transferprojekten begleiten wir Unternehmen über einen Zeitraum von mehreren Monaten. Aktuell arbeiten wir zum Beispiel mit der Lebenshilfe Lemgo an einem Assistenzsystem, das in der Produktion eingesetzt wird und die Fachkräfte für Arbeits- und Berufsförderung (FAB) sowie die Betreuten entlasten soll.