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Exoskelette: Präventive Entlastung bei schweren Arbeiten

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Innovation

Wie körpergetragene Systeme die Arbeitswelt mitgestalten können

Der Arbeits- und Fachkräftemangel zieht sich durch alle Branchen, 1,8 Millionen offene Stellen gibt es aktuell – und es werden mehr: Bis 2035 gehen dem deutschen Arbeitsmarkt sieben Millionen Arbeitskräfte verloren, so eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkts- und Berufsforschung (IAB). „Bis dahin wird es immer noch Prozesse geben, die nicht automatisiert sind, um das abzufangen“, sagt Semhar Kinne, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Sicherheitsfachkraft am Fraunhofer IML. „Darum müssen wir Lösungen schaffen, um Beschäftigte gesund und im Job zu halten.“ Einen Lösungsansatz sieht sie im Einsatz von Exoskeletten.

Nachhaltiger Effekt

Seitdem es CE-zertifizierte Modelle mit der Technologie auf dem Markt gibt, sind Exoskelette hoch im Kommen. Die körpergetragenen Systeme können Mitarbeitende bei schweren Arbeiten entlasten: Ob beim Packen von Paletten, Entladen von Lieferwagen oder Umlagern von Lasten auf freier Fläche – gerade bei logistischen Prozessen können Exoskelette unterstützen. Und auch in der Automobilindustrie oder im Handwerk, wo viel über Kopf gearbeitet wird, ist ein Einsatz der modernen Systeme denkbar. „In Labortests weisen Exoskeletthersteller bereits nach, dass die Systeme die Muskelaktivität reduzieren“, erklärt Semhar Kinne.

Ein Ziel von ihr und dem Team am Fraunhofer IML ist es, auch für die Praxis Erkenntnisse für den Wirksamkeitsnachweis zu erbringen. „Dabei müssen weitere Aspekte berücksichtigt werden“, so Kinne. Anders als in einer Laborumgebung werde im Arbeitsalltag zum Beispiel nicht immer dieselbe Tätigkeit über einen langen Zeitraum ausgeführt. „Das ist einer der Faktoren, der die Wirkung im Arbeitsalltag beeinflusst“, betont die Expertin, die in dem Forschungsprojekt ADINA den Einsatz von Exoskeletten mit Logistikunternehmen bereits begleitet hat.

Entlastung bei hoher Belastung

Allerdings sei auch nicht jeder Logistikarbeitsplatz ein Anwendungsfall für Exoskelette, macht Semhar Kinne deutlich. „Bei dem Einsatz von körpergetragenen Systemen handelt es sich um eine präventive Arbeitsschutzmaßnahme für Tätigkeiten, die auf andere Art und Weise nicht verbessert werden können“, betont sie. Aufgabe der Unternehmen sollte es zuvor sein, alle Möglichkeiten der Ergonomieverbesserung auszuschöpfen – von anthropometrischer Arbeitsplatzgestaltung bis zu Job Rotation. Bringen all diese Bemühungen keine Entlastung für die zum Beispiel von starken Rückenschmerzen betroffenen Mitarbeitenden, können Exoskelette eine Lösung sein. Sie nehmen Lastspitzen auf und verteilen sie auf Körperregionen um, die nicht so sensibel sind. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Exoskelette für solche Fälle zukünftig ein fester Bestandteil des Arbeitssystems werden“, wirft Semhar Kinne einen Blick in die Zukunft. „Und dafür müssen wir die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen.“

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