Erfolgsgeschichten
Digitale Transformation
Digitalisierung im Inklusionsbetrieb
Lebenshilfe Lemgo nutzt Montage-Assistenzsystem
Praxisgerechte Digitalisierung eröffnet in der Montage von elektrischen Antriebs- und Steuerungskomponenten viele Möglichkeiten zur Effizienz- und Qualitätssteigerung. Ein gutes Beispiel ist ein Assistenzsystem, das die Lebenshilfe Lemgo einsetzt. Hier unterstützt es die Beschäftigten auf ihrem Weg in Richtung erstem Arbeitsmarkt und entlastet gleichzeitig die Fachkräfte der sozialen Einrichtung. Entwickelt wurde das System in einem Mittelstand-Digital-Projekt mit dem Fraunhofer IOSB-INA – und künftig wird es noch weitere Aufgaben übernehmen.
Digitalisierung im Inklusionsbetrieb
Assistenzsystem für Montage
Qualifizierung für den ersten Arbeitsmarkt
In Deutschland gibt es rund 3.000 Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Ihr Ziel besteht darin, die Mitarbeitenden in ihren Fähigkeiten zu fördern und sie auf eine Tätigkeit im ersten Arbeitsmarkt vorzubereiten.
Einer der rund 700 Träger dieser Inklusionswerkstätten ist die Lebenshilfe Lemgo, die mit rund 130 Fachkräften etwa 600 Beschäftigte betreut und dabei in mehreren Werkstätten vielfältige Aufgaben abdeckt.
In der „Werkstatt Laubke“ liegt der Fokus auf Industrieservice im Bereich Elektrotechnik und Elektronik: Die Beschäftigten konfektionieren und montieren im Kundenauftrag u.a. Leitungen, Steckerleisten, Sensorboxen und Frequenzumrichter.
©️ Lebenshilfe Lemgo e.V.
Digitalisierung Konzipieren
Wunsch nach Digitalisierung in Montage und Qualitätskontrolle
Weil es bei diesen Tätigkeiten auf fehlerfreies Arbeiten ankommt, werden sämtliche fertig montierten Bauteile von einer Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung (FAB) geprüft. Eine Fachkraft ist für jeweils zwölf Arbeitsplätze verantwortlich – und damit gut beschäftigt. Das hat seinen Grund auch im niedrigen Digitalisierungsgrad. Arbeitsanweisungen gab es überwiegend in Papierform. Auch die Ergebnisse der Qualitätskontrollen und der Prüfungen an Mess- und Prüfgeräten wurden schriftlich festgehalten. Diese Vorgänge sollten digitalisiert werden. Darüber hinaus sollte in einem nächsten Schritt auch die Rückverfolgbarkeit der montierten Produkte gewährleistet sein.
Diese Aufgabe ging die Lebenshilfe Lemgo gemeinsam mit dem ebenfalls in Lemgo ansässigen Fraunhofer IOSB-INA an – in einem Transferprojekt des Mittelstand-Digital Zentrums Ruhr-OWL.
Als beispielhaftes Projekt wurde die (anspruchsvolle) Frequenzumrichter-Montage optimiert. Und es traf sich mehr als gut, dass das IOSB-INA in der Vergangenheit für ebensolche Aufgaben die XTEND-Plattform entwickelt hatte: ein Werkerassistenzsystem, das sich vielfältig an die Anforderungen der individuellen Anwendung anpassen lässt.
Auf der Basis dieser Plattform konnte die erste Aufgabe – ein tablet-gestütztes Assistenzsystem für Montage- und Prüfaufgaben – schnell abgearbeitet und implementiert werden. Thomas Plöger, ….. (Position?) der Lebenshilfe Lemgo: „Wir kommen hier jetzt ohne Papier aus. Die Fachkräfte und auch die Beschäftigten haben die jeweils relevanten und immer aktuellen Informationen online am Arbeitsplatz zur Hand. Das verbessert eindeutig die Abläufe.“
Ausblick
Nächster Schritt: Rückverfolgbarkeit gewährleisten
In einem nächsten, schon vorbereiteten Schritt soll dann die Rückverfolgbarkeit
der Produkte in das Assistenzsystem integriert werden – einschließlich der Ergebnisse der Qualitätskontrolle durch die Fachkräfte (FABs). Thomas Plöger: „Eine solche Dokumentation fehlte uns bislang. Wir bieten den Kunden damit aber einen echten Mehrwert, den wir jetzt mit der XTEND-Plattform realisieren können. Und wir entlasten die FABs.“
Darüber hinaus erhalten die Beschäftigten ein qualifiziertes Feedback zu ihrer Arbeit. Ermöglicht wird dies durch die Zuordnung der einzelnen Montageaufträge zum jeweiligen Mitarbeiter und auch zum Ergebnis der Qualitätskontrolle.
Eine dritte Aufgabe, die sich mit der XTEND-Plattform vereinfachen ließe, steht noch auf der „To do“-Liste. Hier geht es um ein spezifisches „Tool“ für Inklusionsbetriebe: die Fertigkeitsanalyse. Thomas Plöger: „Damit ist eine Beurteilung der Beschäftigten gemeint, die wir regelmäßig vornehmen. Sie evaluiert, ob der Mitarbeiter fit ist für den ersten Arbeitsmarkt und auch, welche Fähigkeiten gezielt ausgebaut werden sollten – zum Beispiel die Ausführung repetitiver Tätigkeiten in immer gleicher Qualität.“
Diese Analyse stützt sich aktuell noch auf die persönliche Beobachtung und ist damit u.a. abhängig von der „Tagesform“ des Beurteilten. Künftig sollen die Daten, die mit der XTEND-Plattform generiert werden, hier als Basis dienen und ein objektiveres Ergebnis liefern. Thomas Plöger: „Bei diesem sensiblen Thema beachten wir natürlich alle Anforderungen des Datenschutzes. Persönliche Leistungsdaten werden nicht erfasst und personenbezogene Daten nicht nach außen gegeben.“
Während die erste Aufgabe – das digitale Assistenzsystem in der Frequenzumrichter-Montage – schon abgeschlossen und das Ergebnis implementiert ist, befinden sich die anderen beiden Teilaufgaben des Mittelstand-Digital-Projektes noch in der Testphase. Thomas Plöger: „Wir werden demnächst entscheiden, wie wir diese neuen Möglichkeiten nutzen. Die Optionen sind da, und wir sind mit der Digitalisierung ein großes Stück vorangekommen.“ Und weil die Transferprojekte das klare Ziel verfolgen, die Ergebnisse auf breiter Ebene zu nutzen, können sie auch anderen Inklusionsbetrieben zur Verfügung gestellt werden.