News Mittelstand-Digital Zentrum Ruhr-OWL
Digitalisierung & Nachhaltigkeit
IM GESPRÄCH mit Nazanin Budeus vom Mittelstand-Digital Zentrum Ruhr-OWL
Soziale Verantwortung übernehmen, ethische und transparente Geschäftsmodelle aufbauen, sich für gute Arbeitsbedingungen, Arbeits- und Gesundheitsschutz und Geschlechtergleichheit engagieren: Die soziale Nachhaltigkeit von Unternehmen wird häufig direkt mit globalen Herausforderungen und Wertschöpfungsketten in Verbindung gebracht. Dabei fängt das gesellschaftlich verantwortungsvolle Handeln bereits innerhalb der eigenen Unternehmensgrenzen an – unabhängig ob Konzern oder KMU. „Schon im scheinbar Kleinen gibt es Aspekte sozialer Nachhaltigkeit, die für Unternehmen und deren Mitarbeitenden relevant sind“, ist Nazanin Budeus vom Mittelstand-Digital Zentrum Ruhr OWL überzeugt. Im Interview schildert sie, warum.
Foto: Mittelstand-Digital Zentrum Ruhr-OWL
Warum werden Aspekte sozialer Nachhaltigkeit innerhalb des eigenen Unternehmens oft nicht gesehen?
Wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht, stehen in der Regel zunächst die ökologischen Ziele im Vordergrund. Aus unternehmerischer Sicht kommt natürlich die ökonomische Nachhaltigkeit hinzu. Schließlich muss die Umsetzung von nachhaltigen Maßnahmen auch wirtschaftlich sein. Und bei der sozialen Nachhaltigkeit geht es häufig um globale Gesichtspunkte. Faktoren, die sich positiv auf diese auswirken können, werden häufig durch Regularien und die Gesetzgebung vorgegeben. Dabei geht oft verloren, dass es auch innerhalb der Unternehmen selbst viele Aspekte sozialer Nachhaltigkeit gibt, die angegangen werden könnten.
Welche Aspekte haben Sie da genau vor Augen?
Die Arbeitsplatz- und Prozessgestaltung ist ein wesentlicher Aspekt. Sie hängt eng mit der Mitarbeiterzufriedenheit und vor allem auch mit der Mitarbeitergesundheit zusammen. Hier hat die Unternehmensführung eine klare Verantwortung. Allerdings werden Arbeitsplatz- und Prozessgestaltung bisher nur selten mit sozialer Nachhaltigkeit in Verbindung gebracht. Das Bewusstsein dafür fehlt bislang weitestgehend. Stattdessen liegt der Fokus auf ökologischen und ökonomischen Maßnahmen, die wiederum für soziale Faktoren hinderlich sein können. Zum Beispiel dann, wenn hohe Effizienz und Ressourcenschonung auf Kosten der Mitarbeiterzufriedenheit und der Arbeitsbedingungen gehen.
Was empfehlen Sie Unternehmen, um eine Balance zwischen ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit zu finden?
Die Mitwirkung der Mitarbeitenden ist enorm wichtig. Sie sollten die Möglichkeit haben, auch Gestalter „ihres“ Unternehmens zu sein. Zum Beispiel dann, wenn es um mehr Agilität am Arbeitsplatz geht: Hier kann es nicht allein Ziel sein, neue und immer kürzere Innovationszyklen aufzubauen und dem Einzelnen mehr Flexibilität, aber auch mehr Verantwortung zu geben.
Letztendlich muss sich die Unternehmenskultur weiterentwickeln, damit die Dezentralisierung auch funktioniert. Auf Agilität setzen, aber am hierarchischen Mindset festhalten, funktioniert nicht. Stattdessen sollten die Mitarbeitenden mit ins Boot geholt werden. Sie sind schließlich am Ort des Geschehens, sie sind Teil ebendieser Prozesse. Sie müssen in die Veränderungsprozesse miteinbezogen werden und diese mitgestalten können. Auf diese Weise können Veränderungen selbst auch agil sein – und mit dem richtigen Ansatz auch Verbesserungen in ökonomischer und ökologischer Hinsicht bewirken.