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Fachkräftemangel
Kleine und mittlere Unternehmen können beim Employer Branding punkten
Der Fachkräftemangel hat in Deutschland einen neuen Höchststand erreicht: Im Juli 2022 waren laut einer Umfrage des ifo Instituts 49,7 Prozent der Unternehmen betroffen. Ein Problem, das „mittel- und langfristig noch schwerwiegender werden dürfte“, so die Einschätzung von Stefan Sauer, Arbeitsmarktexperte an der Münchener Forschungseinrichtung. Beim Kampf um neue und qualifizierte Talente setzen immer mehr Unternehmen auf Employer Branding: Der Aufbau einer attraktiven Arbeitgebermarke ist ein wichtiges Instrument der Mitarbeitenden-Gewinnung und Mitarbeitenden-Bindung geworden – auch und gerade für kleine und mittlere Unternehmen (KMU).
Wettstreit um neue Talente
Ein Personalchef, der aus zig qualifizierten Anwärter*innen die optimalen Kandidaten auswählen kann? Das war einmal. Heute sind es die zukünftigen Angestellten, die die Wahl haben. Umso wichtiger ist es für Unternehmen, sich auf diesem Arbeitnehmermarkt richtig zu präsentieren. Employer Branding ist dafür ein zielführendes Mittel. Diese „Arbeitgebermarkenbildung“ umfasst alle Maßnahmen, die ein Unternehmen ergreift, um sich im Wettbewerb um potenzielle Bewerber*innen zu positionieren. Das Ziel: sich mit einer authentischen Arbeitgebermarke als attraktiver Arbeitgeber zu zeigen und Nachwuchs- und qualifizierte Arbeitskräfte für sich zu gewinnen.
Um das zu erreichen, gilt es, die individuellen Unternehmenswerte in Übereinstimmung mit den Erwartungen und Ansprüchen neuer Talente zu bringen. Wofür steht der Arbeitgeber? Was macht ihn besonders? Wie soll das Unternehmen nach außen wahrgenommen werden? Welche Zielgruppen sollen erreicht werden? Und wie? Diese und viele weitere Fragen stehen am Anfang einer Employer-Branding-Strategie, die für eine attraktive Arbeitgebermarke zentral ist – und dennoch im Mittelstand bei weitem nicht selbstverständlich. Laut der 2021 von Marcus Merheim veröffentlichten Masterthesis „Employer Branding im deutschen Mittelstand“ gab die Mehrheit der 630 befragten Unternehmen an, Employer Branding zu betreiben – eine Strategie verfolgte dabei aber nur jedes zweite Unternehmen. Zudem blieben viele Potenziale aufgrund unzureichender Zielsetzungen, Unwissenheit und Skepsis ungenutzt, so weitere Ergebnisse.
Dabei sind es gerade kleine und mittlere Unternehmen, die durch für KMU charakteristische Gegebenheiten punkten können: Kurze Entscheidungswege, soziale Verantwortung, Nähe zur Geschäftsführung und langfristige Ergebnisorientierung sind nur einige Merkmale, die auf das Konto eines erfolgreichen Employer Brandings einzahlen und mit einer Arbeitgebermarke in den Fokus gerückt werden können.
Dabei sollten die Menschen, die bereits für das Unternehmen arbeiten, bewusst miteinbezogen und befragt werden. Schließlich sind sie die besten „Testimonials“ für ihren Arbeitgeber. Sie können potenziellen Bewerber*innen Orientierung geben und die Glaubwürdigkeit der entwickelten Arbeitgebermarke als Botschafter des Unternehmens stützen. Und auch in diesem Punkt haben insbesondere KMU einen Vorteil: Das Wir-Gefühl und die oftmals persönliche Atmosphäre im Mittelstand bieten hier beste Voraussetzungen.
Wir bleiben dran am Thema Employer Branding: In der nächsten Ausgabe unseres Newsletters wird es ein Expert*inneninterview geben, das weitere Aspekte beleuchtet.