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Fachkräftemangel
Lara Pujol vom Mittelstand-Digital Zentrum Zukunftskultur im Gespräch über erfolgreiches Employer Branding
Der Fachkräftemangel stellt kleine und mittlere Unternehmen (KMU) vor große Herausforderungen. Die Arbeits- und Rekrutierungskosten steigen, Aufträge können nicht bearbeitet, Termine nicht eingehalten werden und Mitarbeitende müssen erhebliche Mehrarbeit leisten. Umso wichtiger ist es auch für KMU, sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren. Dabei hilft ein erfolgreiches Employer Branding. Welche Maßnahmen beim Aufbau einer Arbeitgebermarke wichtig sind und worauf Unternehmen achten sollten, erklärt Lara Pujol, Projektmanagerin für interaktive Medien beim Mittelstand-Digital Zentrum Zukunftskultur, im Interview.
Was versteht man unter Employer Branding?
Beim Employer Branding geht es darum, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Angestellte sollen gerne dort arbeiten und potenzielle Mitarbeitende sollen sich gerne dort bewerben. Da Mitarbeitende die wichtigste Ressource eines Unternehmens sind, ist das in meinen Augen ein Ziel, das sich jedes Unternehmen setzen sollte.
Welche Maßnahmen zählen zum Employer Branding?
Dazu gehören alle Maßnahmen, die man nutzt, um dieses Ziel zu erreichen. Hier sollten Unternehmen strategisch und Schritt für Schritt vorgehen. Zum Beispiel können Betriebe als ersten Schritt im Internet oder auf Social Media recherchieren, wie sie von außen wahrgenommen werden. Besonders die eigenen Mitarbeitenden können einen guten Eindruck zum Arbeitsklima und zur Atmosphäre im Unternehmen geben. Bewerber*innen zu befragen, ist ebenfalls sinnvoll. Warum haben sie sich ausgerechnet bei diesem Unternehmen beworben? Was waren ausschlaggebende Gründe?
Auch muss sich das Unternehmen darüber klar werden, welche Werte es lebt und welche Alleinstellungsmerkmale es vorweist: Wofür stehen wir? Wo glänzen wir? Was schätzen unsere Mitarbeitende an uns? Und vielleicht hat das Unternehmen auch Visionen: Welche Werte wollen wir in Zukunft festigen? Welche Ziele möchten wir erreichen und wie kommen wir dahin?
Im Anschluss werden diese Botschaften kommuniziert – nach innen und außen. Für die Kommunikation nach außen eignen sich zum Beispiel die Firmenwebseite, Social-Media-Kanäle, Messen oder Events. Dabei soll die Kommunikation authentisch sein und zum Unternehmen und zur Zielgruppe passen.
Nach innen können Unternehmen über persönliche Gespräche, in Meetings, über Poster, im Intranet oder interne Kommunikationstools kommunizieren. Wichtig dabei ist, dass die Mitarbeitenden von Beginn an mit in den Prozess involviert wird. Solche Veränderungen sind keine reine Chefsache.
Wie können digitale Lösungen das Employer Branding unterstützen?
Gerade wenn es um Fachkräftegewinnung geht, sind soziale Medien unabdingbar. Welche das sein können, muss allerdings individuell entschieden werden. Es gibt keine „One-Size-Fits-All-Lösung“. Es kommt darauf an, wo die Zielgruppe unterwegs ist. Instagram, Youtube, TikTok der Karriereplattformen – all das sind Schnittstellen zu potenziellen Bewerber*innen. Über diese Wege kann man seine Zielgruppe mit Botschaften erreichen, Einblick hinter die Kulissen des Unternehmens und in den Arbeitsalltag geben. So bekommt ein Unternehmen ein Gesicht und einen Charakter.
Versetzen wir uns einmal in die Lage der Geschäftsführerin eines kleinen Betriebes mit 50 Mitarbeitenden. Mehrere Stellen sind unbesetzt, von Jahr zu Jahr bewerben sich weniger Auszubildende. Dadurch sind Zeit und Ressourcen knapp. Welche Employer Branding-Maßnahmen könnten unter diesen Voraussetzungen beispielsweise umgesetzt werden?
Auch wenn es erstmal thematisch nicht passend erscheint: In einem ersten Schritt empfehle ich eine Feedback-Kultur im Unternehmen zu etablieren. In regelmäßigen Gesprächen sollten Mitarbeitende ein Feedback zu ihrer Leistung bekommen – und ihr Feedback zum Unternehmen, zu Aufgaben, Arbeitsbedingungen, Entwicklungen etc. geben können.
Das fördert Offenheit und Transparenz, stärkt die Bindung zwischen Mitarbeitenden und Geschäftsführung und gibt dem Unternehmen gleichzeitig viel Input: Welche Stärke hat das Unternehmen? Welche Werte verbinden Mitarbeitenden mit dem Unternehmen? Auf diese und viele weitere Fragen bekommen sie auf diese Weise Antworten. Und dieses Wissen können Unternehmen dann gezielt in ihre Stellenausschreibungen einfließen lassen. Es ist entscheidend, die Bedürfnisse zu verstehen, den Menschen zuzuhören. Dann können Unternehmen genau da ansetzen und einen Arbeitsplatz schaffen, der für ihre Zielgruppe attraktiv ist.
Worauf sollten Unternehmen bei ihren Stellenausschreibungen achten?
Es ist wichtig, in Stellenausschreibungen ganz konkret zu sein und besser auf Floskeln zu verzichten. Punkte wie „Pünktliche Zahlungen“ wirken oft wie ein Platzhalter, weil man nicht weiß, womit man die Ausschreibung füllen soll. Stattdessen sollten Wünsche und Bedarfe ganz klar adressiert werden. So können die Bewerber*innen einschätzen, was sie erwartet – und was sie erwarten können.
Wichtig ist auch, die Hemmschwelle für Bewerbungen so niedrig wie möglich zu halten. Statt der klassischen Bewerbung per Post und mit Mappe sollte es möglich sein, sich über verschiedene Plattformen und auch per Mail zu bewerben.
Was sind Ihre drei besten Tipps für Unternehmen, die eine Employer-Branding-Strategie aufsetzen wollen?
- Die Zielgruppe zählt: Für ein erfolgreiches Employer Branding ist es wichtig, die Bedürfnisse und Erwartungen zu kennen. Dieses Wissen können Unternehmen über Recherche, Gespräche und Feedbackrunden bekommen.
- Setzen Sie auf Ihre Mitarbeitenden. Es ist wichtig, die Employer-Branding-Strategie nicht „von oben“ überzustülpen, sondern die Mitarbeitenden in den Prozess miteinzubeziehen.
- Etablieren Sie eine Feedback-Kultur. Das lässt sich auch in kleinen und mittleren Unternehmen gut umsetzen und ist ein günstiges Tool, um das Arbeitsklima zu verbessern.
Wie unterstützt das Mittelstand-Digital Zentrum Zukunftskultur Unternehmen im Bereich Employer Branding?
Einer unserer Schwerpunkte liegt auf dem Thema Kommunikation. Und die Kommunikation von Maßnahmen und Zielen, von Alleinstellungsmerkmalen und Stellenbeschreibungen ist ein entscheidender Teil von Employer Branding. Wir bieten unter anderem auch Workshops zum Thema Social Media, Unternehmenskommunikation oder Suchmaschinenoptimierung an. Außerdem veröffentlichen wir Fachartikel zum Thema und bieten Sprechstunden an, um die Unternehmen gezielt bei ihrer Employer-Branding-Strategie zu unterstützen.
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