News Mittelstand-Digital Zentrum Ruhr-OWL
Nachhaltigkeitskeitsgesetze zur gesellschaftlichen Verantwortung betreffen indirekt auch KMU
Wie nachhaltig arbeiten Unternehmen? Wie sind sie in den Bereiche Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und Führung (Governance) aufgestellt? Die europäische CSRD-Richtlinie verpflichtet Unternehmen dazu, ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten in einem Bericht festzuhalten. Was vorerst nur Konzerne und große Unternehmen betrifft, wird auch für KMU zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor werden. „Und das eher früher als später“, prognostiziert Christian Kürpick, Abteilungsleiter Digitale Transformation beim Fraunhofer IEM.
KMU: nicht verpflichtet, aber doch betroffen
Richtig sei, dass das Gesetz für kleine und mittlere Unternehmen nicht verpflichtend sei, so Kürpick. „Allerdings umfasst der Bericht auch die Lieferkette. Und da kommen auch kleine und mittlere Unternehmen schnell mit ins Boot.“ Nämlich immer dann, wenn sie von ihren Auftraggebern aufgefordert werden, bestimmte Infos z.B. Gefahrstoffen oder Materialbeschaffenheit zu ihren Produkten offenzulegen.
„Die CSRD umfasst mehr als 1000 Datenpunkte, die theoretisch berichtet werden müssten, verpflichtende und optionale“, erklärt Christian Kürpick und fügt hinzu: „Und jedes Unternehmen muss sich durch diesen Datendschungel wühlen.“ Fragen wie: „Welche Datenpunkte sind für das Unternehmen relevant?“, „Wo können die entsprechenden Daten abgegriffen werden?“ Oder „Wie kann ich das revisionssicher dokumentieren?“ sind zu klären und zu dokumentieren.
Neue Aufgabe und große Herausforderung
„Da bereiten sich die Unternehmen schon jetzt vor“, weiß Christian Kürpick. Schließlich ist die europäische Richtlinie mit den vier Buchstaben, die für Corporate Sustainability Reporting Directive stehen, bereits in Kraft. „Da geht jetzt gerade ein Ruck durch den Mittelstand, denn die ersten Unternehmen starten ihre Anfragen“, so Christian Kürpick, der vermutet, dass diese Anfragen für viele kleine und mittlere Unternehmen nicht nur eine neue Herausforderung, sondern auch eine große Chance ist. „Das ist schon vergleichbar mit den Anfängen der Digitalisierung“, sagt Christian Kürpick. „Wer sich frühzeitig mit dem Nachhaltigkeitsreporting und der damit verbundenen Nachhaltigkeitstransformation auseinandersetzt, kann bestehende Kunden zufriedenstellen und gleichzeitig neue Kunden gewinnen.“
Die Experten vom Mittelstand-Digital Zentrum Ruhr-OWL raten KMU dazu, in einem ersten Schritt bedarfsorientiert zu arbeiten. „Wenn es eine Anfrage vom Kunden gibt, sollte diese Anfrage erst genommen werden und als Pilot im Unternehmen aufgesetzt werden“, empfiehlt Kürpick. So könne man notwendiges Wissen und Erfahrung in einem bei vielen Unternehmen unbekannten Themenfeld aufbauen. In einem zweiten Schritt kann dieses Wissen dann institutionalisiert werden, „indem man interne Strukturen und Tools aufbaut und somit eine immer proaktivere Rolle einnimmt.“
Wer länger wartet, hat es schwerer
Natürlich gebe es auch schon einige Positivbeispiele, hebt Christian Kürpick hervor. Unternehmen, die das Thema Nachhaltigkeit bereits in den vergangenen Jahren auf ihre Agenda gesetzt haben, profitieren jetzt davon. Laut Kürpick haben sie „einen kleinen Vorsprung. Für sie ist das Regelwerk neu, aber sie denken nicht neu.“ Damit das Thema Nachhaltigkeit nicht zum Existenzfaktor wird, empfiehlt er allen Unternehmen und damit auch KMU, sich „auf die Reise zu machen“. Wer länger wartet, habe es sonst deutlich schwerer, so Kürpick, der betont: „Allen ist bewusst ist, dass diese Aufgabe in Zukunft nicht mehr optional ist.“
KI für eine nachhaltigere Produktion
Unternehmen, die in Sachen Digitalisierung gut aufgestellt sind, können von ihrem Know-how in diesem Bereich profitieren. Davon ist auch Christian Kürpick überzeugt. „Entscheidend ist, wie Systeme und Daten genutzt werden können, um die notwendigen Informationen bereitzustellen“, erklärt der Experte. „Das ist der Kernvorteil der Digitalisierung.“ Wer sich da zurechtfindet, hat einen Vorteil.
Gleichzeitig kann die Digitalisierung nicht nur bei der Datenerfassung und -nutzung hilfreich sein. Richtig eingesetzt, kann zum Beispiel Künstliche Intelligenz (KI) ein Produktdesign erzeugen, das einen deutlich geringeren Materialeinsatz bei gleicher Stabilität im Produkt gewährleisten. „So kann ein Unternehmen durch diese Technologie Material einsparen und nachhaltiger produzieren.“ Christian Kürpick ist überzeugt: „Digitalisierung kann in der aktuellen Entwicklung ein Lösungsbaustein sein und als Enabler dabei helfen, ökologische Vorteile zu erschließen.“